Donnerstag, 7. Februar 2013

Red Mile - man muss schon Ziele haben!

Ich hatte mein altertümliches Cabrio, ok mein Schrottlaube die nur noch von Dreck, Rost, Lackresten und Vogelscheiße zusammengehalten wurde, vor einer noch schlimmeren Bruchbude, die sich Garage nannte abgestellt. Langsam schlenderte ich zu "meinem" Büro zurück. Vor einigen Tagen hatte ich es okkupiert, zusammen mit den angeschlossenen Zimmern für die Bordsteinschwalben die ein wenig mehr Komfort suchen um ihren Freiern etwas Mehrwert zu bieten. Keiner hatte mich bisher wirklich aufhalten, weder die Puffmutter die mir hier am ersten Tag über den Weg gelaufen war und meinte, es wäre ihr Büro, noch der alte Sack der mir mit der Security drohte. Ich beschloss, nach dem ich hier einen leichten Start hatte, diesen Puff als Startpunkt für ein kleines Imperium zu nehmen.


Bei den Mädchen auf der Straße sollte es sich mittlerweile auch herum gesprochen haben, das jetzt ein schärferer Wind durch die Gassen weht und die deren Köpfchen ein wenig langsamer arbeitet als bei den meisten anderen, wird ein wenig Anschauungsunterricht, wo ich es es dann nicht bei einer blutenden Nase belassen werde, nachhelfen. Shani hatte mir schon vor einiger Zeit einen Kaffee gebracht, rehbraun, so wie ich ihn eigentlich mag aber natürlich wieder nur diese Plörre im Pappbecher, so wie ihn halt der Automat am Kino ausspuckte. Da fällt mir ein, ich brauch dringend eine eigene Kaffeemaschine. Man könnte sagen das er gerade jetzt die richtige Trinktemperatur hat aber das wäre gelogen, ich schüttete ihn weg und ging wieder nach draußen.


Ich lehnte mich in den Türrahmen und ließ meinen Blick über die Straße schweifen. Ein paar Mädchen waren unterwegs auf der Suche nach Freiern. Ich blieb mit meinem Blick vor dem Nachtclub hängen, dort parkte jetzt eine Limousine. Wenn ich diesen Wagen sah und dabei an meine Rostlaube dachte, wusste ich was ich mir, sobald der schnöde Mammon rollt holen werde. Eine vernünftige Karre! Ich spürte wie sich jemand an mich schmiegte und der leise Hauch eines Atems meinen Hals streifte. Shani! Ich dreht mich um und legte meinen Arm um sie, dicht hielt ich sie bei mir und erklärte ihr, mit der freien Hand gestikulierend, meine Visionen, sprach von vollen Schaufenstern in dem sich die Mädchen präsentieren, von Bordsteinschwalben die über das Pflaster flanieren und davon wie sie jeden Tag meinen Anteil von ihren Einnahmen bei mir ablieferten.


Irgendwann, wenn ich erst genug Kapital angehäuft habe, werde ich mir dann den Nachtclub vornehmen und allein über diesen Kiez hier herrschen. Shani schaute zu mir auf und lächelte, ich wusste sie vertraute mir, leise hörte ich sie sagen: "Ich bin wo du bist!" "Du bist wo ich bin!" erwiderte ich und konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen "... und darum gehen wir jetzt einen trinken!" Ich schob mich von dem Türrahmen weg und zog Shani hinter mir her. Wir überquerten die Straße, dort wo der Wagen parkte blieb ich kurz stehen und sagte zu Shani "Irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft wird meine Karre hier parken und es wird nicht die Rostlaube sein die ich heute noch fahre!" Dann zog ich sie weiter und betrat die Bar.

GR

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