Sonntag, 16. März 2014

jortsche Schnitzeljagd

Der Tag begann damit dass Shani schon wieder Geschenke gefunden hatte, diesmal sogar zwei oder wenn man so will sogar drei. Einen Teller mit Fleisch und einem leeren Picknickkorb auf dem, beschwert mit einem Stein, ein Zettel lag. Mittlerweile wurde dies alles immer mysteriöser und ich hoffte das der Zettel ein wenig Aufschluss geben wird. Doch darin sollte ich mich täuschen und meine Hoffnung auf Klarheit sollte sich nicht erfüllen. Vielmehr gab das kleine Pergament noch mehr Rätsel auf, wie ich gleich feststellen sollte. Und zwar war davon die Rede das ich die Geschenke also Schal, Obstteller, Saft, Paga, Honig, Brot, Fleisch, Decke, Picknickkorb irgendwie zusammenfügen soll, dann würde sich ein Bild für mich ergeben.


Doch wie ich auch Shani die Dinge auf der Truhe hin und her schieben ließ, hübscher wurde es dadurch nicht, bis, ja bis Shani endlich die rettende Idee hatte und meinte, dies könne nur eine Einladung zu einem Picknick sein. Stellte sich nur die Frage von wem? Darüber gab das Papier aber auch keine Auskunft, es blieb also nur weiterrätseln. Im Text war dann die Rede davon das ich irgendwelchen Steinen folgen sollte. Einen hatte ich ja hier aber der bewegte sich nicht. In dem Gedicht stand allerdings das ich den nächsten Stein an einem Brunnen unter einer Bank finden würde.


Der einzige Brunnen hier in der Oberstadt befand sich im Kriegerviertel, dort wollte ich mit der Suche ansetzen. Shani packte derweil alles was von den Geschenken noch übrig war in den Korb, klemmte sich die Decke unter dem Arm und los ging es. Tatsächlich fand sich unter einer der Brunnenbänke ein Stein welcher auch wieder ein Stück Pergament beschwerte. Falls Shani und ich den Text richtig deuteten führte uns dieser Hinweis in die Unterstadt, das Hafenviertel sollten wir meiden und besser zu den zwei Brunnen gehen. Es gab nur eine Stelle in Jorts wo zwei Brunnen beisammen standen und das war vor Cievas Haus.


Also raus aus der Oberstadt und hin zu dem Protzbau von Cieva! Im Rechten der beiden Brunnen fand sich der nächste Hinweis, wie schon erwartet, ein Zettel mit einem Stein beschwert. Auch dieser Tipp führte wieder zu einem Brunnen, diesmal zu einem vor den Toren der Stadt, zu einem der auch wieder mit einer Bank gesegnet war. Vor dem Toren der Stadt? Da fiel mir nur ein Brunnen ein, er befand sich in der Nähe der Kalanahaine. Auf gings! Ich hoffte das dann damit die Suche auch zu Ende wäre, was immer dieser Jemand von mir wollte, dort war man soweit außerhalb der Stadt dass man ungestört und bis zu einem gewissen Grade auch unbeobachtet reden konnte.


Doch statt eines Menschen erwartete mich auch an diesem Brunnen wieder nur der Zettel mit Stein. Ich schwankte zwischen Resignation und Jagdfieber und ließ mir von Shani diesen Zettel vorlesen. Wieder war er in Versform gehalten. Die Verse schickten mich durch die Kalanahaine, durch den toten Baum mit der Spinnenzucht und dann weiter in dem Wald, zu einem alten Baum in dessen Inneren sich ein weiterer Hinweis befinden sollte. Zumindest konnte man die Zeilen so deuten. Ich hatte es ja einfach und musste nur laufen, Shani dagegen hatte ja das Picknickzubehör noch mitzuschleppen aber wer hatte gesagt dass das Sklavenleben einfach ist?


Der Baum in dem wir schließlich den nächsten Hinweis fanden erinnerte mich an eine Begebenheit vor einigen Tagen und so langsam dämmerte es mir wer hinter der ganzen Aktion stecken konnte. Jedenfalls verdichteten sich die Indizien als ich den nächsten Zettel las. Der oder die Verfasserin sprach von Ängsten im Zusammenhang mit einer Brücke und solche Ängste hatte auch die Person an die mich die Fundstelle am altem Baum erinnerte. Ich setzte grübelnd meinen Weg fort, hielt mich, so wie es in den Versen stand immer links und stand zu Schluss auf dem Berg mit der Hängebrücke.


Auf den ersten Blick war nichts zu erkennen wo der nächste Tipp zu finden sein soll, doch dann entdeckte ich ihn auf der anderen Seite der Brücke, deswegen also gehörte sie zum Ziel. Ich überquerte die Brücke und als ich den Zettel aufnahm hörte ich hinter mir einen Schrei und als ich mich umdrehte sah ich wie Shani in die Tiefe stürzte. Zum Glück schien ihr nicht viel passiert zu sein, sie quälte sich den Abhang wieder hoch und auch wenn der Picknickkorb ziemlich ramponiert war und Shani zu humpeln schien, so ging es ihr doch augenscheinlich ganz gut. Gelegenheit also für eine kleine Rast und die Entschlüsselung der letzten Hinweises.

Das es der Letzte sein wird war mir natürlich nicht wirklich bewusst zu diesem Zeitpunkt, zwar deutete einiges darauf hin aber wirklich sicher war ich mir nicht. Auch die Beweise für den Urheber der Texte verdichteten sich weiter, nahmen sie doch deutlich Bezug auf einen Spaziergang mit der Sängerin vor einiger Zeit. Zum Glück war der Text auch nicht ganz so verklausuliert und da sich mein Verdacht nun erhärtet hatte wer die Zeilen geschrieben hat, konnte ich mir auch so denken wo ich hin muss. Zum Wasserfall! Ich ließ Shani den ramponierten Korb wieder aufnehmen und weiter ging es, wieder durch die Kalanahaine zu dem Brunnen und dort nach links weg, immer den Weg folgend.


Hinter der letzten Biegung sah ich dann schon durch die Zweige des Waldes, das Leuchten eines Feuers und tatsächlich lag da auch eine Decke, ein weiterer Picknickkorb und dabei hockte die Sängerin Sam, die letzten Zeilen des Gedichtes rezitierend. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht ob ich sauer sein oder mich über die Überraschung freuen sollte. Ich entschied mich dann dafür die Überraschung anzunehmen und mich zu dem Picknick einladen zu lassen. Zumal Sam auch ein schlechtes Gewissen hatte weil ihr Streich eine Beschädigung von Shani nach sich gezogen hatte. Ich setzte mich auf die Decke und schickte Shani hinunter zu dem See wo sie im kaltem Wasser ihren Knöchel, der schon gut angeschwollen war, kühlen und sich ein paar kalte Bandagen anfertigen sollte.


In der Zwischenzeit nahm ich von dem Brot welches mir Sam reichte und dazu ein wenig Fleisch und aß. Dabei hörte ich Sam zu die mir ihre Beweggründe darlegte, die dazu geführt hatten das sie mich hierher entführt hatte. So wusste sie noch, das ich damals sinngemäß geäußert hatte, dass, falls ich mal einen Zufluchtsort bräuchte um meine Ruhe zu haben, hier der perfekte Platz für ein kleines Häuschen wäre. In der Zwischenzeit war auch Shani zurück die heute mal ausnahmsweise, auch um ihren Knöchel zu schonen, nicht ganz so repräsentativ hinter mir knien musste. Dazu bekam sie noch eine Larma, für den Magen und ich unterhielt mich weiter mit der Sängerin.


Doch irgendwann ist auch der ruhigste Moment der Entspannung zu Ende und wir packten alles zusammen und traten den Rückweg an. Sam half Shani nach Hause zu kommen und ich durfte dafür die beiden Picknickkörbe tragen und auch wenn der Rückmarsch länger dauerte als sonst, kamen wir unter Betracht der Umstände doch noch recht zügig voran, auch wenn wir nach den ersten Meter noch einmal zurück mussten das Feuer zu löschen. Gut das es aufmerksame Krieger gibt.

_____________________________________________________________________

Hier alle Verse der einzelnen Zettel noch mal im ganzen, vorgetragen von der wunderbaren Sam.


GR

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen